Asklepios heilt eine Kranke (Relief aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., Arch. Museum Piraeus). Die liebevolle Zuwendung des Gottes zu seinen Verehrern kommt hier besonders schön zum Ausdruck.(Photo: Verf.)

 

Wenn Götter heilen.

Das Heiligtum des Asklepios in Epidauros

Von Heinz Schmitz

 

Krankheit verstört den Menschen, und zwar auch den, der nicht selbst davon betroffen ist. All unser heutiges Wissen um medizinische Zusammenhänge verhindert die quälende Frage nicht, die wir uns immer wieder stellen: Warum musste „es" gerade mich treffen? - Für den antiken Menschen ist die Erfahrung von Krankheit noch viel unheimlicher. Er weiss nichts von Bakterien und Viren, nichts von Infektionen. Er sieht nur, dass ein kräftiger Kerl plötzlich darniederliegt, ohne dass man sehen könnte, dass ihn einer verwundet hat. „Die Krankheiten", so schreibt der archaische Dichter Hesiod, „kommen von selbst zu den Menschen, schweigend, da ihnen der kluge Zeus die Stimme genommen hat." Dies ist die unheimliche Erfahrung, von der auszugehen ist, wenn man einen antiken Heilkult verstehen will.

 

Das bedeutendste Kultzentrum des Heilgottes Asklepios war das Asklepieion in Epidauros (in der Argolis, im Osten der Peloponnes). Heute zieht dieses Heiligtum besonders wegen seines eindrücklichen Theaters, das 12'000 Zuschauern Platz bietet und für seine Akustik weltberühmt ist, grosse Touristenströme an. Von den vielen Menschen, die täglich die Demonstrationen der Fremdenführer verfolgen (ein Flüstern in der Orchestra ist noch auf den obersten Rängen, in 22 Metern Entfernung, gut zu hören), finden nur wenige die Musse, sich im Ruinenfeld des eigentlichen Heiligtums umzusehen. Doch liegt gerade hier der Schlüssel zum Verständnis dessen, was dieser Ort einmal für die Menschen bedeutet hat.

 

Was hat die Kranken dazu bewogen, hierher zu reisen? Was haben sie hier erlebt? Wie ging die Heilung vor sich? Die Steine und Texte allein vermögen darauf keine ausreichende Antwort zu geben. Historische Fantasie ist gefordert, die das dürre Gerippe der Fakten zu einem Bild ergänzt, das die Geschehnisse nachvollziehbar macht. Wir verfolgen dazu den Weg eines gewissen Hermodikos, der im 4. Jahrhundert v. Chr. in Lampsakos (heute Lâpseki, bei den Dardanellen) lebte. Er litt, wie eine Inschrift berichtet, an einem Geschwür auf der Brust und war an den Händen gelähmt. Zunächst wird er bei den Ärzten Hilfe gesucht haben, die nach den Regeln der Schulmedizin praktizierten. Irgendwann gelangte er zur Überzeugung, dass nur noch ein Gott ihm helfen könne und dass Asklepios dieser Gott sei. Die Verehrung dieses besonders menschenfreundlichen Sohnes des Apollon hatte vom 5. Jahrhundert an stark an Bedeutung gewonnen.

 

Das nächstgelegene Asklepieion befand sich in Pergamon, einige Tagesreisen entfernt im Westen Kleinasiens, ein weiteres auf Kos, einer Insel in der Nähe der kleinasiatischen Küste. Wenn er sich zu einer etwa zehntägigen Seereise in die Peloponnes entschloss, dann kann der Grund nur darin liegen, dass das Heiligtum von Epidauros ein besonderes Prestige genoss. Tatsächlich hat dieses Heiligtum viele grosszügige Spenden erhalten. Zahlreiche Kultbauten wurden errichtet und es entstand mit der Zeit ein eigentlicher Kurbetrieb mit Veranstaltungen, die keine unmittelbare Beziehung zum Heilkult hatten. So gab es z.B. einen Wettbewerb im Rezitieren der Gesänge Homers und auch der Tross der Spitzenathleten, die schon damals von Wettkampf zu Wettkampf zogen, machte hier regelmässig Halt.

 

Seereisen galten im Altertum, nicht zu Unrecht, als gefährlich. So wird Hermodikos glücklich gewesen sein, als er den idyllisch gelegenen natürlichen Hafen der Stadt Epidauros (heute Paléa Epídavros) erreichte. Das Heiligtum selbst lag (wie fast alle Heiligtümer des Asklepios) ausserhalb der Stadt, etwa 15 Kilometer entfernt in der unzivilisierten Natur. Wer bei Asklepios Heilung suchte, musste den vertrauten Bereich verlassen, sich hineinbegeben in eine andere Welt.

 

Nachdem Hermodikos die letzten Kilometer seiner Reise hinter sich hatte (zu Fuss, in einem ungefederten Wagen auf holpriger Strasse oder in einer Sänfte), kam er zur Grenze des heiligen Bezirks, den er durch eine Toranlage (Propylon) betrat. Er schritt über eine Rampe, kam vorbei an einer Kolonnade von sechs ionischen Säulen und befand sich dann in einem Innenraum, der von einem Kranz korinthischer Säulen beherrscht wurde. Damit war der Punkt des Übergangs von der gewöhnlichen Welt zum Témenos, dem heiligen Bezirk des Gottes, besonders markiert. Er verliess diesen Raum wiederum über eine Rampe und kam zu einem Brunnen, der wohl zur rituellen Waschung diente. Beim Eingang befand sich auch eine Inschrift: „Rein muss der sein, der in den weihrauchduftenden Tempel eintritt. Reinheit heisst: reine Gedanken haben".

 

Der Témenos befand sich in einem Hain, in einer Landschaft also, die besonders mit der Aura des Sakralen umgeben war. Weitere Vorschriften dienten dazu, diese Welt vom profanen Bereich abzugrenzen: Hier durfte man weder gebären noch sterben und selbst der Verzehr des Opferfleisches, normalerweise ein fester Bestandtteil des Opferrituals, war verboten. Kein Zweifel: Wer nach langer Reise in Erwartung eines göttlichen Wunders diesen Bezirk betrat, begab sich in eine abgesonderte Welt, in der viele Regeln des gewöhnlichen Lebens ausser Kraft gesetzt waren. Dies ist der Boden, auf dem sich das Wunder, das ja definitionsgemäss nicht-alltäglich und un-gewöhnlich ist, ereignen kann.

 

Wie lange Hermodikos warten musste, bis er sich in Erwartung des Wunders in der heiligen Halle zum Schlaf niederlegen konnte, wissen wir nicht. Die nötige Infrastruktur für die Beherbergung zahlreicher Gäste war jedenfalls vorhanden: Das ausserhalb des Témenos liegende Hotel umfasste 160 Zimmer. Während er wartete, konnte er sich im Schatten der Bäume auf den Ruhebänken ausruhen und die Inschriften lesen, die von den unzähligen wunderbaren Heilungen berichteten, die der Gott an diesem Ort bewirkt hatte. Schliesslich konnte er sich nach einer langen Reihe von Opfern weiss gekleidet im Schlafsaal, welcher Abaton („das Unbetretbare") genannt wurde, zum Heilschlaf niederlegen und darauf warten, dass der Gott ihm im Traum erscheine und ihn heile. Die Bezeichnung des Ortes, die Opfer und die ungewöhnliche Kleidung, dies alles bewirkte eine weitere Steigerung der Sakralität.

 

Dann endlich ereignete sich das Wunder. Was mit Hermodikos geschah, ist in einer der inschriftlichen Sammlungen von Heilungswundern erzählt: Als er im Tempel schlief, heilte ihn der Gott und befahl ihm, hinauszugehen und einen so grossen Stein, wie er nur konnte, zum Tempel zu bringen. Der Mann brachte den Stein, der nun vor dem ábaton liegt. Tatsächlich ist der Stein mitsamt der Inschrift, welche die Macht des Asklepios preist, heute noch erhalten (Leider ist er im Museum nicht ausgestellt). Die Heilung des Hermodikos verlief also nach dem üblichen Muster: Der Gott erschien dem Leidenden im Traum. Manchmal erklärte er ihm einfach, er sei gesund, manchmal gab er ihm die Anweisung, bestimmte Medikamente einzunehmen (was sich oft mit den Ansichten der „Schulmedizin" deckte), manchmal machte der Gott selbst etwas mit dem Patienten. Dabei konnte es zu eigentlichen operativen Eingriffen (wohl durch die Priester) kommen oder zu uns fast grotesk anmutenden Heilungen wie im Falle eines gewissen Kleinatas von Theben, der mit dem Leib voller Läuse im Abaton schlief und dabei träumte, der Gott ziehe ihn aus und fege ihm die Läuse vom Leib, worauf er mit sauberem Leib aufwachte. Viele Wunderheilungen wurden auf Sammelinschriften verewigt. Sie halfen mit, die Leidenden schon vor dem Tempelschlaf für das Wirken des Gottes empfänglich zu machen.

 

Hier drängt sich die Frage auf: Was ging denn hier eigentlich vor sich? Während die ältere Forschung hier nichts als Priesterbetrug sah, sind spätere Gelehrte, so etwa Antje Krug in ihrem anregenden Buch „Heilkunst und Heilkult" (München 1985), eher geneigt, auf die irrationalen Kräfte des Menschen zu vertrauen. Bei allem grundsätzlichen Vertrauen in die antiken Zeugnisse ist jedoch daran festzuhalten, dass hier zuweilen auch schlicht geflunkert wurde, so etwa im Falle einer Kleo, die fünf Jahre schwanger gewesen sei. Diese habe den Gott um Hilfe gebeten und sich ins Abaton gelegt. Sobald sie aus ihm herauskam und ausserhalb des Heiligtums war, gebar sie einen Knaben, der sofort nach seiner Geburt sich selbst am Brunnen wusch. (Dieses Wunder wird bezeichnenderweise am Anfang einer langen Inschrift, gleichsam als „Aufhänger", berichtet.) Aber nur mit Betrug lässt sich nicht über Jahrhunderte hinweg ein Heilkult aufrechterhalten - weder hier in Epidauros noch später in Lourdes.

 

Tatsächlich lässt sich mit der Heilung des Hermodikos eine kürzlich publizierte Heilung von Lourdes vergleichen (Bericht im Lourdes Magazine 76, Nov. 1998 und http://web.archive.org/web/20010215122449/www.lourdes-france.com/fr/frar1198.htm, siehe unten Anhang 2). J.-P. Bély litt seit Jahren an multipler Sklerose und war an den Rollstuhl gefesselt. Nach seinem eigenen Bericht wurde er am 5. Oktober 1987 in den Zug nach Lourdes gesetzt. Während der Fahrt sang man Marienlieder und betete den Rosenkranz. Der 7. bis 9. Oktober wurden mit Beten und Gottesdienst zugebracht, dessen Höhepunkt die Heilige Salbung (Onction Sainte) ist, mit der eine völlige Vergebung (pardon total) aller Sünden verbunden ist. Diese Vergebung berührt M. Bély sehr tief. Er wird in den Schlafsaal gelegt, friert zunächst heftig und empfindet dann wohlige Wärme. Er schläft ein, wacht dann in der Nacht auf und spürt, dass er leicht berührt wird. Dreimal bekommt er den Befehl aufzustehen ("Lève-toi et marche!"), dem er schliesslich Folge leistet. Seit Jahren kann er zum ersten Mal wieder ohne fremde Hilfe gehen. Dankbar legt er sich danach wieder ins Bett und betet den Rosenkranz. Während er jeweils das "Gegrüsst seist Du, Maria" betet, geht ihm ein "Maman Marie, je t' aime!" durch den Kopf. Er schläft ein, wie wenn er in den Armen Marias läge ("c'est comme si je m'endormais dans les bras de la Vierge Marie"). - Nach 12 Jahren bestätigt das Bureau Médical, dass die Heilung definitiv und wissenschaftlich nicht erklärbar ist.

 

Die Parallelen zwischen den Berichten von Epidauros und Lourdes sind offensichtlich. Innerhalb eines vom gewöhnlichen Leben abgesonderten Ortes wird an einem nochmals abgesonderten Raum die Situation geschaffen, in der sich das Heilige ereignen kann. In Lourdes wie in Epidauros hebt eine lange Reihe von vorbereitenden rituellen Handlungen den Heilungssuchenden auch in der Zeit aus dem Alltäglichen heraus. J.-P. Bély erfährt wie Hermodikos das Wirken der göttlichen Macht während des Schlafs. (Es ist dem Verf. aber nicht bekannt, ob Heilungen in Lourdes vorwiegend im Schlaf geschehen, und der Schlaf ist auch in Epidauros nicht in jedem Fall Voraussetzung der Heilung). Sogar für die Vergebung der Sünden und die Intimität der Beziehung zur heiligen Person lassen sich Ansätze im alten Kult finden: Die Inschrift beim Eingang zum Heiligtum fordert, wie schon erwähnt, vom Pilger eine reine Gesinnung (nicht nur die Abwesenheit irgendwelcher ritueller Befleckungen), und die Beziehung zu Asklepios, einem religionschgeschichtlich jungen Gott, war intimer als die zu den herkömmlichen Göttern wie Zeus oder Athene. Jene wurden verehrt durch kollektive Riten, die von der Polis als Gesamtheit ausgeführt wurden. In der Gemeinschaft mit anderen erfuhr man das Heilige. Anders der Kult des Asklepios, dessen Verehrung viel privater war, auch wenn die Begegnung mit einer antiken Gottheit niemals jenen Grad der Intimität erreicht hat, wie er im Marienkult möglich ist.

 

Zu den Inschriften derer, die durch göttliches Wirken gerettet wurden, soll Diogenes einmal bemerkt haben:"Es wären noch viel mehr, wenn man die Tafeln derer, die nicht gerettet wurden, zählen könnte!" Das gilt es auch hier zu bedenken. Aber es bleibt die Tatsache, dass viele geheilt wurden. Was ist also die Erklärung? Gewiss wurde durch die ganze Inszenierung der Patient in einen Zustand versetzt, der besondere psychische Kräfte freisetzte. Dazu kam, dass sich die Kranken selbst unter einen starken Erfolgsdruck setzten - der ganze Aufwand der Reise kann doch nicht vergeblich gewesen sein! Auch hier gilt: Je grösser der Aufwand, desto grösser der Erfolgsdruck. Wer gibt denn etwa, kurz nachdem er einen beträchtlichen Teil seines Vermögens für einen Autokauf ausgegeben hat, gerne zu, dass er sich im Modell getäuscht hat? Das wäre ja ein Eingeständnis eigener Beschränktheit.

 

Aber all diese Erklärungen können die Tatsache nicht verschleiern, dass sich hier Dinge ereignen, von denen „die Schulweisheit sich nicht träumen lässt". Bei sogenannten funktionellen Störungen (wie z.B. Herzbeschwerden oder Übersäuerung des Magens) sind Erklärungen aus der psychosomatischen Medizin vorhanden. Werden aber morphologische Erkrankungen (wie im Beispiel von Lourdes) mit dauernd anhaltender Wirkung geheilt, weiss die Wissenschaft (vorläufig?) keine Erklärung. Ein Rätsel bleibt.

(Veröffentlicht in der Winterthurer Tageszeitung "Der Landbote" vom 10.07.99. Nachträglich bin ich noch auf folgende Literaturangabe gestossen: J. LEIPOLDT, Von Epidauros bis Lourdes, 1957. Leider war es mir bis jetzt nicht möglich, dieses Buch zu bekommen)

(Einige Heilinschriften und weitere Informationen zum Asklepieion finden sich in Virtual Epidauros sowie auf den entsprechenden Seiten auf dem Server des griechisches Kulturministeriums. Übersetzung und Kommentar zu einer Opfer-Vorschrift aus Epidauros findet man hier, Übersetzung und Kommentar zum Gedicht des Isyllos von Epidauros findet man hier.)

Anhang 1: Eine seltsame Inschrift

Im Museum von Epidauros bedfindet sich folgende Votivtafel:

 

 Der Text lautet:

CVTIVSHASAVRISGALLVSTIBIVOVERATOLIM

PHOEBIGENAETPOSVITSANVSABAVRICVLIS

Cutius has auris Gallus tibi voverat olim

Phoebigena, et posuit sanus ab auriculis.

Die Erklärung im Museum gibt als Zitat "IG IV2 1, 440", was nicht stimmt. Das korrekte Zitat ist IG IV, 2, 440 (ich verdanke das korrekte Zitat und eine Fotokopie des Kommentars zur Inschrift der Freundlichkeit der Ephorin Elisabeth Stasthari, Nafplio). Die Erklärung spricht von einem "Cutius, King of the Alpine Gauls, ca. 9/8 BC". Die Identifikation beruht auf einer Gleichsetzung dieses Cutius mit M. Iulius Cottius (Iulius Nr. 197 in RE X, 576), was freilich höchst unsicher ist. Die RE kennt mehrere Cutii im heutigen Spanien.

Übersetzungsvorschlag:

Der Gallier Cutius hatte diese Ohren Dir einst versprochen, Sohn des Phoebus, und hat sie ausgestellt, an den Ohren geheilt.

Die Inschrift gibt Anlass zu mancherlei Fragen, welche zwar wissenschaftlich kaum beantwortbar sind, aber dennoch die Phantasie des Betrachters anregen: Was mag diesen Mann in Gallien dazu gebracht haben, nach Epidauros zu reisen, um dort seine Ohrenschmerzen (die beträchtlich gewesen sein müssen) zu kurieren? Oder war er auf Reisen in Griechenland und hat hier von diesem Heiligtum gehört? - Lateinische Inschriften sind selten in Epidauros.

Der Autor ist dankbar für Beiträge zur Erklärung dieser Inschrift.

Anhang 2: Lourdes

Der Bericht über die Heilung von J.-P. Bély in Lourdes ist zur Zeit (03.03.2007) nur noch im Internet-Archiv zugänglich (Link oben im Text). Ich drucke ihn hier vollständig ab, damit er sicher zugänglich bleibt.

LA GUERISON EXTRAORDINAIRE DE JEAN-PIERRE BELY

Les malades guéris –de façon extraordinaire- qui font l'effort de se présenter au Bureau Médical de Lourdes savent que pour être reconnus officiellement comme miraculés, ils doivent entreprendre une démarche difficile qui n'a de chance d'aboutir qu'après au moins une dizaine d'années. Jean-Pierre Bely, du diocèse d'Angoulême (France), âgé de 62 ans et atteint de sclérose en plaques depuis 1984, s'était joint au pèlerinage du Rosaire à Lourdes en 1987.

"Invalide à cent pour cent, après avoir reçu le sacrement des malades, j'ai ressenti une chaleur intense. Je titubais, mais j'éprouvais la même joie qu'un enfant qui apprend à marcher", raconte-t-il volontiers. Jean-Pierre Bely a donné son fauteuil roulant à l'Hospitalité Notre-Dame de Lourdes. Son dossier est ouvert au Bureau Médical depuis le mois d'octobre 1988, un an après sa guérison. "Je suis considéré comme invalide à vie et il m'est interdit de reprendre une activité professionnelle, dit-il. Il faudrait que mon cas passe en Conseil d'Etat pour que je puisse retravailler, alors je me suis mis au service de la paroisse. Ce que je vis sur le plan spirituel est bien plus fort encore que ce qui s'est passé sur le plan physique. J'accorde une grande importance au sacrement de la réconciliation". Jean-Pierre Bely compare sa situation à celle du paralytique à qui Jésus a dit: "Tes péchés te sont remis, lève-toi et marche"... Cet hiver-là, Jean-Pierre avait pu faire part au Saint-Père des grâces reçues à Lourdes.
Nous publions ci-après quelques extraits du journal de Jean-Pierre Bely, devenu témoin de la Miséricorde, sans préjuger de la reconnaissance qui sera faite de son cas.

Dr Patrick THEILLIER, médecin permanent du Bureau Médical de Lourdes.

"Pour bien comprendre ce qui m'est arrivé, je vais essayer d'expliquer ce qu'était ma vie avant ce pèlerinage:
J'avais 51 ans, marié, deux enfants: un garçon de 19 ans, une fille de 15 ans. J'exerçais la profession d'infirmier et étais responsable à l'hôpital d'Angoulême d'un service d'O.R.L. et d'Ophtalmologie.
En 1984, je dus interrompre mon activité professionnelle, frappé de plein fouet par la maladie. En réalité, la maladie remonte à une quinzaine d'années. Cette maladie ne fut découverte qu'en 1984, à la suite de plusieurs hospitalisations et diagnostiquée comme étant une sclérose en plaques, confirmée par la suite. Cette maladie détruit les gaines des nerfs et provoque des paralysies plus ou moins importantes, suivant les zones atteintes. De 1972 à 1984, plusieurs épisodes étaient venus perturber ma vie, mais, à chaque fois, je récupérais, pratiquement complètement, me laissant dans un état de fatigue quasi permanent, entrecoupé de périodes de véritables abattements. En octobre 1984, à la suite d'une poussée un peu plus forte, des signes de paralysie apparurent du côté droit, nécessitant une première hospitalisation à Angoulême, puis au Centre Hospitalier Universitaire de Poitiers pour des examens complémentaires... Les cannes anglaises ne suffisant plus, un fauteuil roulant fut loué et permit une meilleure autonomie. Dans le courant de l'été 1985, mon état s'améliora, après un rééquilibrage de mon alimentation. Cependant, en septembre 1985, une nouvelle poussée fit s'envoler tout espoir de reprise du travail et je dus à nouveau recourir au fauteuil. De nouveaux examens ne firent que confirmer la maladie.
Une nouvelle amélioration me permit de partir quelques jours avec ma famille, en juillet 1986. Mais, très vite, au retour, mon état s'aggrava et la marche fut quasi impossible et les déplacements très limités. Il fallut penser à réaménager la maison, qui n'était pas conçue pour un handicapé. Un petit ascenseur manuel fut installé et les ouvertures des portes agrandies, de façon à permettre le passage du fauteuil roulant. Je devins ainsi plus autonome. C'était d'ailleurs mon souci premier: être le plus possible autonome, de façon à être le moins possible dépendant de mon entourage. Je ne pouvais pas supporter que des êtres chers soient astreints à s'occuper de moi constamment.En juin 1987, je passai une expertise médicale et une Commission médicale, composée de plusieurs médecins, me déclara inapte à 100%. Une procédure de mise en retraite-invalidité fut demandée ainsi qu'une tierce personne pour assurer les gestes essentiels de la vie (manger, boire, faire la toilette...).
En septembre 1987, mon état s'aggrava et la position assise en fauteuil n'était plus supportable de façon permanente. Je restais alité, la plupart du temps dans le noir, ne supportant plus la lumière...

LE VOYAGE
Lundi 5 octobre 1987, 11 heures du matin. Je suis tout excité et mon coeur bat très vite. Je suis fatigué mais joyeux. Le train arrive en gare d'Angoulême. Je suis le seul malade en fauteuil roulant et je ne suis pas très à l'aise, ne supportant pas la position assise et un état douloureux permanent accentue mon malaise. Très vite, des bras vigoureux me transportent sur une banquette un peu étroite. Il n'y avait pas de couchette dans ce train. Quatre heures de voyage en position inconfortable, recroquevillé sur ma banquette, malgré la gentillesse des hospitalières. La pensée de Lourdes, la prière, les chants ont atténué tout cela. Après un repas froid vite pris, je ferme les yeux, essayant de trouver un sommeil hypothétique...
15h30, nous arrivons à Lourdes en chantant. Nos coeurs sont pleins de joie en passant devant le Sanctuaire et la Grotte des Apparitions. Le paysage a un peu changé car une nouvelle église (Sainte-Bernadette) est en construction. Le train entre en gare et des bus aménagés nous attendent. Très vite, nous sommes transportés à l'Accueil Notre-Dame.
Mercredi 7 octobre. Ce matin, nous nous levons de très bonne heure car la messe à la basilique souterraine a lieu à 8 heures. C'est difficile de se lever de bonne heure quand on en a perdu l'habitude! Mais on est joyeux et personne ne se plaint... L'immense basilique se remplit peu à peu de malades et de pèlerins. Enfin, nous sommes tous heureux de célébrer Jésus-Christ ressuscité.

JESUS, FILS DE DAVID, AIE PITIE DE MOI!
Vers 15 heures, nous nous acheminons vers l'esplanade et attendons l'arrivée du Très Saint-Sacrement. Le temps est incertain, mais malgré tout, la procession a lieu dehors.
Jeudi 8 octobre. Le temps est couvert, plein de nuages de pluie et nos yeux sont encore gonflés de sommeil car nous nous sommes levés tôt pour le Chemin de Croix. Il faut faire vite et notre infirmière et nos hospitalières mettent les bouchées doubles pour qu'il n'y ait pas de retard. Nos brancardiers nous ont bien couverts avec couvertures et toiles imperméables car il pleut.
Vendredi 9 octobre, dernier jour du pèlerinage. Après le petit déjeuner, nous nous rassemblons dans la salle pour la célébration du Rosaire. Notre aumônier nous commente les différentes phases du Rosaire. Je suis placé vers la sortie, car je dois partir le premier sur le brancard vers l'esplanade pour la cérémonie du Sacrement des malades. Il y a de la buée sur les vitres, le ciel est clair. La journée promet d'être belle...
Nous arrivons sur l'esplanade inondée de lumière. Une vraie matinée de printemps! Le ciel est d'un bleu pur et le soleil étincelant commence à répandre sa douce chaleur. Les pèlerins affluent de toutes parts.
Le moment approche où nous allons recevoir l'Onction Sainte. Les aumôniers se dirigent vers leurs malades. Je reçois, le premier de la rangée l'Onction, sur le front d'abord, puis dans les mains. Je suis très ému et je ne suis certainement pas le seul. "Par cette Onction Sainte, que le Seigneur en sa grande bonté, vous réconforte par la grâce de l'Esprit Saint. Ainsi, vous ayant libéré de tout péché, qu'Il vous sauve et vous relève". Le Seigneur nous pardonne nos péchés et nous donne la force et la mission d'utiliser cette force pour lutter contre toute forme de mal. Notre aumônier nous embrasse et nous sommes émus avec lui. Ah! si l'on pouvait exprimer tout ce qui se passe en nous durant ces instants privilégiés!
Je perçois, avec beaucoup de tendresse, que le Seigneur me pardonne toutes mes faiblesses de pauvre pécheur... Jusqu'à présent, je n'avais pas réussi à exprimer ce sentiment de pardon total, mais c'est un pardon tellement rempli d'amour et de tendresse que je ne trouvais pas de mots pour l'exprimer. J'ai découvert, à travers le Sacrement de Réconciliation, une puissance libératrice merveilleuse et, maintenant, je ne veux plus me priver d'une si grande grâce!

LA GUERISON
En arrivant dans la salle, les brancardiers m'ont déposé sur mon lit et repartent vers d'autres activités. Je suis là, sur mon lit, heureux, un peu euphorique. Je me sens ailleurs... C'est alors qu'une sensation de froid s'empare de moi, alors que la température extérieure est douce et je commence à avoir froid. On dépose ma veste sur mes épaules, mais j'ai de plus en plus froid. Un froid pénétrant s'insinue en moi, l'on me donne des couvertures mais rien n'atténue cette sensation de froid. Une bouillotte est glissée sur le côté et je reste allongé mais ne grelotte pas, malgré le froid. Puis, lentement, le froid diminue d'intensité pour faire place à une douce chaleur, au début. Je ferme les yeux en me disant que j'allais pouvoir m'endormir. Cette sensation de chaleur visite tout mon corps, en commençant par les pieds et remontant par la colonne vertébrale et les membres supérieurs. Cette chaleur monte de degré en degré et devient vite difficile à supporter. Instinctivement, je renvoie les couvertures au pied du lit et d'une main je mets la bouillotte de côté. Je me retrouve ensuite assis, sur le bord de mon lit, étonné et surpris d'avoir effectué ces gestes avec autant d'aisance, alors que le matin même, il m'était difficile de tenir dans les mains mon petit livret de cérémonie.
Je reste là, assis essayant de comprendre ce qui m'est arrivé. Je repense alors aux paroles qui m'ont été dites par cette jeune dame en blanc, le mercredi après-midi: "N'ayez pas peur, ayez confiance, Maman Marie va remettre bon ordre à tout cela". J'en suis bouleversé. J'aurais envie de me lever, mais je n'ose pas. Pourquoi moi et pas mon frère plus handicapé que moi? Finalement, je décide de rester discret. On verra par la suite. Le moment de le dire n'est sans doute pas encore venu... J'essaie de mettre par écrit ce que je viens de vivre, mais mes doigts refusent de m'obéir pour l'instant. Je suis trop ému et je ne puis former les lettres. Et puis, tout se bouscule dans mon esprit...
Mes brancardiers viennent me chercher pour aller à la messe de clôture qui va avoir lieu sur l'esplanade. Je leur dis bien que je pourrais y aller sur mon chariot roulant, mais je suis installé sur le brancard. Il y a des consignes strictes à observer et je n'ai qu'à obéir. Je me laisse faire docilement et fais confiance au Seigneur...
Nous partons les premiers. Nous arrivons sur l'esplanade où nous prenons nos places. La messe d'action de grâces commence et Dieu se donne encore aux hommes dans son Eucharistie par son Fils, Jésus-Christ avec son Esprit-Saint. Des multitudes de foulards s'agitent et forment une marée multicolore.
Dans la nuit, je suis doucement réveillé. J'ai senti que l'on me touchait. J'en déduis que notre veilleuse hospitalière a dû vouloir me recouvrir. Je suis parfaitement réveillé et je ne vois personne. Trois heures sonnent au clocher de la Basilique. Questionnée par la suite, ma veilleuse me dit ne pas se rappeler m'avoir recouvert dans la nuit...
Je commence à repenser à tous les évènements de ce pèlerinage quand une idée à laquelle je ne m'attendais pas s'insinue dans mon esprit comme un ordre, une invitation: "Lève-toi et marche!". Je crois me faire des idées et puis, se lever en pleine nuit alors que je n'en ai nulle envie. Je suis bien au chaud et je n'ai plus mal... Je me tourne sur le côté, essayant de chasser cette idée de mon esprit. Je ferme les yeux et j'essaie de retrouver le sommeil. Rien à faire! L'appel revient, plus insistant, plus pressant que la première fois. Cela me rend un peu mal à l'aise... Je me tourne, me retourne... L'appel est maintenant ferme. Ce ne sont pas des mots que j'entends, mais comme si quelqu'un me parlait sans dire de paroles. C'est difficile à expliquer! "Allons, lève-toi, c'est l'heure, marche!". La veilleuse qui m'a entendu me tourner et me retourner, s'approche de moi et me demande si j'ai besoin de quelque chose. Je lui dis qu'il faut que je me lève, et j'ajoute... pour aller aux toilettes. Il fallait bien que je trouve une raison! Je ne pouvais pas lui dire que c'était pour aller faire un petit tour dans la salle, histoire de me dégourdir les jambes! Elle aurait certainement pensé que ça n'allait pas bien dans ma tête! Ce n'est pas dans mes habitudes d'aller aux toilettes à une heure pareille, cela me prend bien plus tard, sur le petit matin!

COMME UN ENFANT QUI APPREND A MARCHER
Elle s'apprête à m'approcher mon fauteuil roulant, mais je lui dis qu'il faut que j'y aille à pied, debout. Elle me répond que je vais tomber et elle avec. Je me souviens maintenant, parce qu'elle me l'a dit bien plus tard, de cette réflexion qu'elle me dit avoir rapportée d'un séjour en Afrique, mais qui est employée aussi chez nous: "Si nous tombons tous les deux, nous aurons gagné le cocotier!". Elle me dit qu'elle va appeler le brancardier, d'attendre un peu. Cependant, j'insiste tellement qu'elle cède. C'est ainsi que je fis mes premiers pas, sans appui autre que son bras, titubant comme un enfant qui apprend à marcher. Je me sens solide sur mes jambes, bien qu'elles n'aient plus fonctionné comme cela depuis longtemps. J'ai l'impression de vivre un rêve tout éveillé. Cela me paraît irréel, et pourtant, j'ai bien conscience de ce qui m'arrive! La veilleuse hospitalière me dira, bien plus tard, que si elle avait vraiment connu mon état de santé, elle ne m'aurait jamais autorisé à me lever ainsi...
J'effectue l'aller et retour, sans problème. De retour dans mon lit, la veilleuse me quitte, et je me demande bien ce qui m'arrive! Je repense à tous les évènements qui maintenant s'enchaînent: l'Onction des malades, le froid et la chaleur après, la marche dans la nuit... tout cela me bouleverse!
Il est évident que se rendormir après des instants pareils, pose quelques problèmes. Dans mon esprit, tout se bouscule. J'ai alors recours, une fois de plus, à la Vierge Marie. Je prends mon chapelet, comme je le fais souvent avant de m'endormir, le soir. D'habitude, je m'endormais avant d'avoir fini la première dizaine. Pour moi, c'est comme si je m'endormais dans les bras de la Vierge Marie. Eh bien! cette nuit-là, la dizaine est passée et le sommeil n'est pas venu. Je dis ainsi un Rosaire entier sans que le sommeil ne vienne. Mon esprit vagabondait bien trop et je ne pensais pas toujours à ce que je disais. Ce qui est certain, c'est qu'à chaque "Je vous salue, Marie", c'est comme si je disais "Maman Marie, je t'aime!". Ce Rosaire entier, récité en pleine nuit, probablement pour la première fois de ma vie, était comme une action de grâces pour tant de merveilles et de tendresse! Et le matin arriva, sans que je puisse retrouver le sommeil...
Ce qui s'est passé ensuite avec mon épouse et les enfants ne peut se dire. Cela se vit. Ce que je peux dire c'est que nous n'avions pas assez de mots pour remercier le Seigneur et la Vierge Marie". (zurück zum laufenden Text oben).

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