Biografie Ogier Ghiselin de Busbecq

Um mehr über die politische Situation während de Busbecqs diplomatischen Tätigkeiten im Osmanischen Reich empfiehlt es sich, die Geschichte 1521-1566 zu lesen. Für weitere Informationen zu den Schriften, die er während seiner Zeit als Botschafter im Osmanischen Reich verfasste, siehe Über die "Epistolae".

Ogier de Busbecq

Augerius Gislenus Busbequius (Ogier Ghiselin de Busbecq).

 

Bildquelle: Jean François Foppens: Bibliotheca Belgica.

Zu finden bei:

Behrens, Jürgen, Studio. Kleine lateinische Texte zur Unterhaltung, zum Nachdenken und Weiterlesen. Heft 7 Briefe aus der Türkei. Bamberg: C.C. Buchnners Verlag, 1998, Seite 5.

Ogier Ghiselin war das Resultat einer unehelichen Verbindung zwischen Georges Ghiselin II, Seigneur de Bousbecque, einem Ritter aus einem alten, angesehenen Geschlecht, und Catherine Hespiel, die vermutlich eine Magd war. Er kommt 1522 in Comines (bei Lille in Flandern) zur Welt.

Sein Vater sorgte dafür, dass sein überaus wissbegieriger Sohn eine gute Ausbildung erhielt. Mit dreizehn Jahren wird er Student an der Universität von Louvain (Löwen), wo einst Erasmus unterrichtet hatte, anschliessend in Paris, Venedig, Bologna und Padova. Das damals an den Universitäten herrschende humanistische Klima hatte grossen Einfluss auf Busbecq, das Gedankengut Erasmus‘ von Rotterdam spielte für seine geistige Entwicklung ebenfalls eine grosse Rolle. Er erwirbt sich exzellente Lateinkenntnisse und ein grosses Wissen über die Antike. Angeblich soll er sieben Sprachen (Flämisch (seine Muttersprache), Latein, Französisch, Italienisch, Deutsch, Spanisch und Slawonisch) fliessend beherrscht haben. Später lernt er noch ein bisschen Türkisch.

1540 oder 1549, die Quellen sind sich uneinig, wird er auf Erlass des deutschen Kaisers Karl V, ein Habsburger, als Sohn von George Ghiselin legitimiert, und startet bald darauf eine diplomatische Karriere bei den Habsburgern. 1552 tritt er in die Dienste des Königs Ferdinand I, Karls Bruder, der damals das Gebiet des heutigen Österreichs, sowie von Böhmen und Ungarn beherrscht. 1554 begleitet er Ferdinands Gesandten Don Pedro nach England, wo er an der Hochzeit von Philipp von Spanien und Maria von England anwesend ist, um Ferdinands Glückwünsche zu überbringen.

Nach seiner Rückkehr wird er als Nachfolger des habsburgischen Botschafters im osmanischen Reich, Peter Malvezzi, vorgeschlagen. Dieser war todkrank zurückgekehrt, nachdem er als Häftling im Kerker von Sultan Suleiman gefangen gehalten und möglicherweise auch gefoltert wurde. Diese Behandlung eines Diplomaten war auf die dramatische Verschlechterung der ohnehin schlechten Beziehungen zwischen Österreich und dem osmanischen Reich ab 1551 zurückzuführen. Busbecq aber willigt ein und bricht am 23. November 1554 in Richtung Konstantinopel.

Zu diesem Zeitpunkt ist Busbecq erst 32 Jahre alt. Er hatte nur 12 Tage Zeit für die Reisevorbereitungen, obwohl er nur über geringe diplomatische Erfahrungen und keinerlei Kenntnisse der türkischen Sprache verfügte, auch nicht über das Land sonst. Generell wusste man zu dieser Zeit in Europa sehr wenig über die Türken; es gab aber allerlei Gerüchte über ihre Grausamkeit, geprägt von Erzählungen an der Front auf dem Balkan und später in Ungarn.

Busbecq reist mit seinem Gefolge im Wagen von Wien nach Buda, von dort auf der Donau nach Belgrad, anschliessend wieder auf dem Landweg über Nisch, Sofia und Adrianopel (heute Edirne) nach Konstantinopel, welches er am 20. Januar 1555 erreicht. Dort erfährt er, dass sich Sultan Suleiman gerade auf Reisen in Kleinasien befindet. Nach dreiwöchigem Warten beschliesst Busbecq ihm nachzureisen. Nach einer weiteren Reise, die ihn über Ankara führt, trifft er am 7. April schliesslich in Amasya auf den Sultan, bei welchem er eine Audienz erhält, so dass er Ferdinands Botschaft überbringen kann und ein Antwortschreiben erhält, welches einen sechsmonatigen Waffenstillstand vereinbart.

Mit dieser Botschaft, die angesichts des diplomatischen Ziels, einem Friedensabkommen, recht enttäuschend ist, kehrt Busbecq im Juli, nach einer nur etwas mehr als einen Monat dauernden Reise nach Wien zurück. Im November 1555 verlässt er Wien erneut und reist nach Konstantinopel zurück. In der Folge bleibt er sechs Jahre Botschafter in Konstantinopel. Der andauernde Konflikt zwischen beiden Ländern und militärische Missgeschicke auf Seiten der Habsburger machen Busbecqs Aufgabe sehr schwierig. Von den Türken ständig unter Druck gesetzt, hat er zeitweise keinen Kontakt zur Aussenwelt, auch nicht zu seinem Auftraggeber Ferdinand.

Dieser aber hat zunehmend grosses Vertrauen in Busbecq und lässt ihm in den Verhandlungen grosse Freiheiten. Dieser erzielt dank seiner Fähigkeit, ein äusserst geschickter Verhandlungspartner zu sein, durchaus Erfolge. Immer mehr macht er sich auch das Wissen um die innenpolitische Situation im Reich, die er immer besser überschaut, in seinen Verhandlungen zu Nutze. Busbecq nutzt seine Zeit aber auch, um zahlreiche Kontakte, auch zum allgemeinen Volk, zu knüpfen und das Leben im osmanischen Reich zu erforschen. Sein abschliessender diplomatischer Erfolg ist eine achtjährige Waffenruhe. Anschliessend beendet er 1562 seinen Dienst als Botschafter in Konstantinopel. Sein Werk sollte aber nicht lange Bestand haben: nach dem Tod Ferdinands 1564 brach wiederum ein offener Konflikt aus.

Er kehrt nach Flandern zurück, wo in der Zwischenzeit (1559) sein Vater verstorben war. 1564 wird Ogier Ghiselin de Busbecq zum Ritter geschlagen. Anschliessend wird er Erzieher der Enkel Ferdinands. 1570 begleitet er die Erzherzogin Elisabeth nach Paris, wo sie sich mit Karl IX vermählt. Nach dessen Tod 1574 verwaltet er die Gebiete in Frankreich, die Habsburg als Mitgift erhalten hatte. Daneben beschäftigt er sich mit der politischen Entwicklung in Westeuropa, ganz besonders mit den Unabhängigkeitsbemühungen der Niederlande, da er selbst aus jener Region stammt.

Nachdem Elisabeth 1592 stirbt, macht sich Busbecq auf, um nach Wien zurückzukehren. Vorher will er aber noch seine Heimat besuchen. Auf dem Weg durch das von Religionskriegen zerrüttete Frankreich wird er aber von Soldaten der katholischen Seite gefangengenommen. Bereits nach kurzer Zeit wird er wieder freigelassen, doch scheint die Haft zuviel für den unterdessen siebzigjährigen Busbecq gewesen zu sein. Sein Gesundheitszustand verhindert eine Weiterreise. Am 28. Oktober stirbt er auf Schloss Maillot in St. Germain bei Rouen.

Bis heute ist Busbecq nicht nur für seine Leistungen auf diplomatischer Ebene bekannt, sondern vor allem für seine Reiseberichte aus seiner Zeit als Botschafter im Osmanischen Reich (siehe Über die "Epistolae"). Busbecq gilt aufgrund dieser Dokumente, die sein Wirken und Reisen, vor allem aber seine Forschungen und Entdeckungen beschreiben, als einer der grossen Humanisten. Während seiner Zeit in Frankreich schreibt Busbecq Briefe an den habsburgischen deutschen Kaiser Rudolf II, welche Aufschluss geben über das Geschehen in Frankreich während der Religionskriege. Sie wurden aber nicht so berühmt wurden wie seine Schriften aus der Türkei. Über das Privatleben Busbecqs ist sehr wenig bekannt. Er war Zeit seines Lebens nie verheiratet.

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