Deutsche Übersetzung der Textpassage

Der folgende Text ist eine Übersetzung der ebenfalls auf dieser Site enthaltenen lateinischen Textpassage von den Seiten 73-76 der Basler Ausgabe von "Omnia quae extant opera" von 1740, eines Teils von Ogier de Busbecqs erstem "Brief" (siehe Über die "Epistolae"). Umdie Anmerkungen zu den einzelnen Stellen zu lesen, klicken Sie auf die entsprechenden Nummern.

Belagerung von Buda und Pest

Belagerung von Buda und Pest im Jahre 1541.

 

Bildquelle: Kupferstich von Enes Vico, 1542.

Zu finden bei:

Majoros, Ferenc, Rill, Bernd, Das osmanische Reich 1300-1922. Die Geschichte einer Grossmacht. Graz; Wien; Köln: Verlag Styria; Regensburg: Pustet, 1994, Seite 231.

Wir fanden an derselben Stelle nach allen Seiten eine grosse Menge Münzen der späteren Kaiser Constantinus, Constans, Iustinus, Valens, Valentinus, Numerianus, Probus, Tacitus und ähnliche dieser Art (1). Diese verwendeten sie an vielen Orten der Türkei als Gewichtsstücke zu einer Drachme (2) oder der Hälfte; sie nannten sie "Giaur manguri": Das bedeutet etwa "das Geld der Heiden oder Ungläubigen"; ausserdem gab es viele Münzen benachbarter asiatischer Städte: Amisus, Sinope, Comana, Amastris, und schliesslich einige von Amasia selbst, wohin wir gingen (3).

Dort liess mir ein Kupferschmied die Galle hochsteigen (4), von welchem ich erfuhr, als ich mich nach Münzen erkundigte, dass er vor ein paar Tagen einen riesigen Topf voll hatte, aus welchen er einige kupferne Becken goss, weil er glaubte, die Münzen seien weder von Nutzen noch wertvoll für ihn. Gewiss schmerzte mich dies sehr, dass so viel aus der Antike zerstört worden war. Aber ich rächte mich an ihm so, dass ich sagte, ich wäre willens gewesen, ihm für die Münzen 100 Golddenare zu bezahlen, wenn sie bloss noch vorhanden wären. So schickte ich jenen nicht minder betrübt über den Gewinn, den er sich hatte vor der Nase wegschnappen (5) lassen, von mir weg, als er mich über dem Verlust von Altertümern aufgeregt hatte.

Wir trafen auf unserem Weg nur wenig unbekannte Pflanzen. Die meisten waren dieselben wie diejenigen aus unserem Land, ausser dass sie je nach Beschaffenheit des Bodens üppiger oder kärglicher wuchsen. Wir fanden trotz grosser Bemühungen keinen einzigen Amomum (6), welchen Dioscorides (7) als auch in Pontus (8) vorkommend beschreibt, so dass ich nicht weiss, ob die Art ausgestorben oder nur ausgewandert ist.

Wir kamen nach Ankara (9), unserer 19. Station seit Konstantinopel. Dies ist eine Stadt Galatiens (10), einst ein Wohnsitz von Galliern, der Tectosagen (11), die Plinius (12) und Strabo (13) wohl bekannt war, obwohl diejenige, die jetzt noch vorhanden ist, vielleicht nur ein Bruchteil der alten Stadt ist. Die Canones (14) nennen sie Anquira.

Hier sahen wir eine ausserordentlich schöne Inschrift und eine Abschrift jener Tafeln, in denen Augustus ein Verzeichnis seiner Taten zusammengestellt hat (15). Auch liessen wir unsere Leute soviel abschreiben, wie noch lesbar war. Sie steht eingemeisselt in die marmornen Wände eines nun zerstörten und dachlosen Gebäudes, welches vielleicht einst das eines Statthalters gewesen ist, so dass den Eintretenden eine Hälfte zur Linken, eine zur Rechten erscheint. Die obersten Teile sind beinahe unbeschädigt, die mittleren sind nur teilweise erhalten, die untersten aber wurden mit Keulen- und Beilschlägen so ruiniert, dass sie nicht mehr gelesen werden können. Dies ist gewiss ein grosser Schaden für die Wissenschaft, der es wert ist von den Gelehrten beklagt zu werden. Und dies umso mehr, weil feststeht, dass diese Stadt von der Gemeinschaft Asiens dem Augustus gewidmet worden ist.

Hier sahen wir auch jenen Stoff mit Wellen (16), gewoben aus der Wolle von Ziegen, über die ich gesprochen habe, wie er gefärbt wird und, nachdem Wasser hinzugefügt worden ist, durch die Kraft der Presse jene Wellen erhält, von welchen er sowohl den Namen hat und weswegen er beliebt ist; dieser Stoff, welcher ein Muster mit langen Wellen (17) angenommen hat, wird für den besten und vorzüglichsten gehalten. Er ist, wenn in irgendeinem Teil die Wellen kleiner und unregelmässig sind, auch wenn er trotzdem noch so sehr von der selben Farbe und aus dem selben Stoff ist, wegen dieses Mangels einige Golddenare weniger wert.

Die angeseheneren Alten unter den Türken tragen in der Regel ein Gewand aus diesem Stoff: Und sogar Suleiman (18) lässt sich nicht lieber in anderer Kleidung blicken als im Mohair-Gewand; und zwar in Grün, einer Farbe, die nach unseren Sitten für dieses Alter unangemessen ist. Aber ihr Glaube und ihr Prophet Mohammed, der diese Farbe bis ins hohe Alter zu tragen pflegte, empfehlen sie den Türken (19). Schwarz wird bei ihnen für eine minderwertige und unheilvolle Farbe gehalten. Daher ist es schändlich und unangebracht, sich irgendjemandem dort in schwarzer Kleidung zu zeigen; so sehr, dass die Paschas (20), wenn wir in schwarzer Kleidung zu ihnen herantraten, sich wunderten und sich auch ernsthaft beklagten; und keiner tritt dort mit schwarzer Kleidung in die Öffentlichkeit, ausser wenn er in Trauer ist, weil ihn entweder ausserordentliche Armut oder ein schweres Unglück bedrückt; Purpur gilt zwar als auserlesen, ist aber zu Kriegszeiten Kunde von vergossenem Blut.

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